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Autoren und ihre Schreibblockaden

  • Autorenbild: Stefan Ohm
    Stefan Ohm
  • 23. März
  • 4 Min. Lesezeit

Jeder Autor kennt es und ich habe es die letzten Jahre phasenweise auch immer wieder erlebt. Da sitze ich vor einem leeren Dokument und die Worte wollen einfach nicht kommen. Die Inspiration bleibt aus und jeder Satz fühlt sich gezwungen an. Auch nach mehrmaligem neu formulieren, wird es einfach nicht besser.

Gedanken, die eben noch klar vor meinen Augen standen, verschwinden plötzlich. Es bleibt nur die leere Seite bis mich etwas vom Schreiben ablenkt. Schreibblockaden sind ein weit verbreitetes Phänomen. Nicht nur bei Schriftstellern, sondern auch bei anderen Berufen, in denen das Schreiben einen großen Raum einnimmt. Nun ist das Schreiben nicht mein Beruf, sondern ein Hobby und ich kann Schreibblockaden leichter verkraften. Also, was steckt dahinter, und wie kann man Schreibblockaden überwinden?


Ursachen einer Schreibblockade


Schreibblockaden können viele Ursachen haben. Oft spielen psychologische Faktoren eine große Rolle. Perfektionismus kann dazu führen, dass Autoren sich selbst blockieren, weil jeder Satz von Anfang an perfekt sein soll. Der innere Kritiker sitzt dabei ständig im Nacken und bewertet jedes Wort, noch bevor es eingetippt wurde.

Auch Selbstzweifel sind ein häufiger Begleiter: Ist der eigene Text überhaupt gut genug? Wird er den Erwartungen gerecht? Die Angst vor Kritik kann lähmend wirken und den kreativen Fluss vollständig unterbrechen. Vor ein paar Jahren berichtete Stephen King von seinen Schreibblockaden, die sich nach seinem schweren Autounfall manifestierten und wie er sich mühsam aus diesem, auch gesundheitlichen Loch, herausarbeitete.


Ein weiteres Problem ist die Überforderung. Wenn ein Projekt zu groß erscheint oder die Zeit knapp ist, kann der Druck so groß sein, dass der Schreibprozess ins Stocken gerät. Autoren fühlen sich dann von der Masse der Arbeit erschlagen und wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Hier kann auch ein Mangel an Inspiration eine Rolle spielen – manchmal fällt es schwer, eine Idee weiterzuentwickeln oder neue Ansätze zu finden. Viele würden vermuten, dass dies der einer der Gründe für G.R.R. Martin ist, seinen nächsten Teil von Game of Thrones fertigzustellen. Wie es scheint, hat er sich in eine Sackgasse geschrieben und kommt da einfach nicht mehr heraus. Leider hält seine Schreibblockade schon ein paar Jahre an, so dass es ungewiss ist, ob wir Winds of Winter jemals in den Händen halten werden.


Doch nicht nur innere Faktoren beeinflussen das Schreiben. Auch äußere Umstände tragen dazu bei, dass sich eine Blockade entwickelt. Zu viele Ablenkungen durch soziale Medien, beruflicher Stress oder ein hektischer Alltag (gerade nachdem die eignenen Kinder gekommen sind) können den Fokus auf das Schreiben erschweren. Wenn das Umfeld nicht stimmt oder der Kopf mit anderen Sorgen beschäftigt ist, fällt es schwer, sich in den kreativen Prozess hineinzufinden. Auch eine fehlende Struktur kann problematisch sein. Ohne eine klare Gliederung oder Planung kann man sich leicht im eigenen Text verlieren und den roten Faden aus den Augen verlieren. Mit fällt es immer wieder schwer in eine Geschichte reinzukommen, wenn der regelmäßige Schreibprozess für einen längeren Zeitraum unterbrochen wurde. Dann wende ich mich tendenziell neuen Projekten hin, anstatt das alte fertigzustellen. Das Resultat sind dann leider zahlreiche unvollendete Werke.


Wege aus der Blockade

Wege aus der Blockade


Es gibt verschiedene Methoden, um eine Schreibblockade zu überwinden. Eine bewährte Strategie ist das freie Schreiben. Dabei geht es darum, einfach loszulegen, ohne sich Gedanken über Grammatik, Stil oder Inhalt zu machen. Die Hauptsache ist, dass die Worte aufs Papier kommen. Die innere Kritik und der Selbstzweifel werden bei dieser Methode ignoriert oder kommen später. Oft hilft es, sich ein Zeitlimit zu setzen und so viele Wörter wie möglich in kurzer Zeit zu schreiben, um den kreativen Fluss wieder in Gang zu bringen. Mir persönlich hilft Musik weiter. Ich höre bewusst ein Album und versuche zur Stimmung der Musik etwas zu schreiben. Konzeptalben wie von Pink Floyd oder Dream Theater helfen mir dabei, da diese einen konkreten musikalischen Faden haben.


Auch Rituale und Routinen können helfen, das Gehirn auf den Schreibmodus einzustimmen. Ein fester Arbeitsplatz, eine bestimmte Tageszeit oder kleine Gewohnheiten wie eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wein können das Schreiben erleichtern. Diese festen Strukturen signalisieren dem Gehirn, dass es jetzt an der Zeit ist, produktiv zu sein. Die beste Tageszeit zum Schreiben ist für mich der frühe Morgen oder spät am Abend. Dann, wenn auch das Umfeld sehr ruhig ist.


Ein Perspektivwechsel kann ebenfalls nützlich sein. Wenn eine Szene oder ein Kapitel nicht gelingt, kann es helfen, sie aus einer anderen Sichtweise zu betrachten oder in einer anderen Erzählform zu schreiben. Auch der Wechsel des Schreibmedium kann neue Impulse geben. Normalerweise schreibe ich am Computer. Aber mein Notizbuch mit Kunstledereinband begleitet mich immer. Es gibt eine nette Komödie aus den 1980ern, die sich diesem Perspektivwechsel bei einer Schreibblockade hinwendet, "Schmeiß' die Mama aus dem Zug" mit Billy Crystal und Danny DeVito.


Notizbuch
Notizbuch

Zusätzlich kann eine klare Struktur helfen, sich nicht im eigenen Text zu verlieren. Eine grobe Gliederung oder eine Mindmap sorgt für Orientierung und macht den Schreibprozess planbarer. Wer genau weiß, was er schreiben will, fühlt sich weniger überfordert und kann sich gezielt an die einzelnen Abschnitte heranarbeiten. Manchmal hilft es auch, mit dem einfachsten oder spannendsten Teil des Textes zu beginnen, um sich nach und nach an die schwierigeren Stellen heranzutasten. Lange Jahre war ich auf der Suche nach einem passendem Schreibprogramm, welches einerseits nicht ablenkt und andererseits die Möglichkeit bietet, schnell auf meine ausgearbeitete Struktur und Recherche zurückzugreifen. Es gibt viele Anbieter auf dem Markt, die mich aber alle nicht wirklich überzeugten. Letztendlich bin ich bei Obsidian gelandet, welches ein einfacher Editor ist, mit dem sich Notizen miteinander verknüpfen lassen. Dadurch verliere ich keine Zeit beim Schreiben, da alle Informationen direkt über eine Oberfläche erfassbar sind. Dies ist sehr hilfreich für mich.


Das Wichtigste ist jedoch, den Druck herauszunehmen. Niemand schreibt immer perfekt, und das muss auch nicht der Anspruch sein. Ein erster Entwurf darf chaotisch sein. Brandon Sanderson sagt ja immer gerne, dass man für die Veröffentlichung eines Buches sieben schreiben muss. Wer sich erlaubt, Fehler zu machen, wird oft schneller Fortschritte sehen und mehr Freude am Schreiben empfinden.


Schlussfolgerungen


Schreibblockaden sind frustrierend, aber sie sind kein unüberwindbares Hindernis. Jede Autorin und Autor kämpfen irgendwann mit leeren Seiten, doch mit den richtigen Strategien lassen sie sich füllen. Ob durch freies Schreiben, feste Routinen oder Perspektivwechsel. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die eigene Kreativität wieder anzukurbeln. Wichtig ist, sich selbst nicht zu sehr unter Druck zu setzen und verschiedene Methoden auszuprobieren. Natürlich lässt sich das leichter sagen, wenn die Höhe des Gehaltszettels am Ende des Monats nicht vom Schreiben abhängt.

Am Ende zählt vor allem eines: dranzubleiben und sich nicht entmutigen zu lassen. Denn selbst die größte Blockade kann überwunden werden.

 
 
 

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