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Science-Fiction Elemente bei Haruki Murakami

  • Autorenbild: Stefan Ohm
    Stefan Ohm
  • 22. Apr. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. März


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Haruki Murakami ist ein japanischer Autor, der für seine Mischung aus Realismus und surrealen Elementen in seinen Romanen bekannt ist. Murakami ist jedoch auch für seine Annäherung an die Science-Fiction-Literatur bekannt, die sich in einigen seiner bekanntesten Werke manifestiert.


Murakamis Interesse an Science-Fiction-Literatur begann in seiner Jugend, als er Ray Bradburys Buch " Die Mars-Chroniken " las. In einem Interview mit dem Magazin Wired im Jahr 2005 erzählte Murakami, dass Bradburys Werk ihn inspirierte, Geschichten zu schreiben, die sich in der Zukunft oder in anderen Welten abspielen. Murakami sagte, dass er von Bradburys Geschichten fasziniert war, weil sie eine Welt beschrieben, die anders war als die Welt, in der er lebte. Auch in seinem Buch „Von Beruf Schriftsteller“ schreibt Murakami, dass ihm das Werk von Bradbury nachhaltig beeinflusste.


Murakamis erste Ausflüge in die Science-Fiction-Literatur begannen in den 1980er Jahren mit seiner Kurzgeschichte " Der Bäckereiüberfall", die in der Sammlung "Der Elefant verschwindet" veröffentlicht wurde. In dieser Geschichte geht es um ein Paar, das beschließt, eine Bäckerei zu überfallen, um ihrem plötzlichen Hunger nach Brot zu stillen. Die Geschichte ist voller surrealer Elemente, einschließlich eines sprechenden Kühlschranks und einer Zeitmaschine, die das Paar in die Vergangenheit zurückführt. Obwohl die Geschichte keine klassische Science-Fiction-Handlung hat, zeigt sie Murakamis Fähigkeit, mit surrealen Elementen zu arbeiten.


Murakamis erster richtiger Science-Fiction-Roman war "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt", der 1985 veröffentlicht wurde. Der Roman folgt einem Ich-Erzähler, der als menschlicher Data-Analyst arbeitet und in eine Welt eintaucht, die von einem Supercomputer kontrolliert wird. In dieser Welt gibt es keine Emotionen oder Kreativität, aber der Ich-Erzähler findet sich in einem seltsamen Abenteuer wieder, das ihn in eine Parallelwelt führt, in der er seine verlorenen Erinnerungen und seine Identität wiederfindet.


Ein weiteres Beispiel für Murakamis Science-Fiction-Literatur ist sein Roman "Kafka am Strand", der 2002 veröffentlicht wurde. Der Roman folgt einem 15-jährigen Jungen namens Kafka Tamura, der von zu Hause wegläuft und nach Takamatsu in Japan reist. Dort trifft er auf eine mysteriöse Bibliothekarin namens Ms. Saeki und erlebt seltsame Träume, die ihn in eine andere Welt führen. Der Roman enthält Elemente aus der griechischen Mythologie, dem Zen-Buddhismus und der Philosophie, die alle nahtlos in eine Science-Fiction-Handlung eingebettet sind. Oder so scheint es jedenfalls. Beim Lesen des Buches kam es mir immer wieder vor, als wären die Science-Fiction Elemente stärker präsent als sie es tatsächlich waren. Dies beginnt bereits im ersten Kapitel, welches vorgibt klassisch wie eine Science-Fiction Geschichte beginnt, aber es rückblickend doch nicht ist. Es mag eigenartig klingen, aber „Kafka am Strand“ ist wohl eines der Science-Fiction Bücher mit den wenigsten Elementen des Genres.


Konkreter wird Murakami in seiner dreiteiligen Geschichte "1Q84" von 2009. Hier entwirft der Autor eine alternative Realität, in der es eine zweite Existenz gibt. Der Roman folgt den Geschichten von zwei Personen, die in dieser Welt leben, und wie ihre Wege sich kreuzen und verbinden. Insbesondere das erste Buch der Reihe, ist meiner Meinung nach, ein Meisterwerk der Science-Fiction-Literatur und zeigt Murakamis Fähigkeit, komplexe Welten mit einer unverwechselbaren Sprache und Erzählweise zu erschaffen. Hier muss sich der Autor nicht vor anderen Größen des Genres verstecken.


Murakamis Annäherung an die Science-Fiction-Literatur unterscheidet sich von anderen Autoren des Genres. Seine Werke vermeiden oft die typischen Klischees und Konventionen der Science-Fiction-Literatur und erzählen stattdessen Geschichten, die in der realen Welt verankert sind, aber surreale und eher phantastische Elemente enthalten. Murakamis Werke sind oft introspektiv und philosophisch und stellen Fragen nach der Natur von Realität, Identität und menschlicher Existenz.


Murakamis Ausflüge in das Genre bleiben jedoch nicht ohne Kritik. Einige Kritiker werfen ihm vor, dass seine Werke nicht vollständig als Science-Fiction betrachtet werden können und dass er das Genre nur als Werkzeug nutzt, um seine eigenen philosophischen Ideen auszudrücken. Andere argumentieren, dass Murakamis Science-Fiction-Literatur zu elitär und schwer zugänglich ist und dass seine Werke nur von einer bestimmten Art von Lesern geschätzt werden können. Insbesondere diesen Punkt vernehme ich häufig, da gerade seine späteren Werke wie „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ und „Die Ermordung des Commendatore“ schwerer zugänglich sind als seine früheren Bücher. Ich kann mich noch gut an eine Lesung (nicht von Murakami selbst) zum ersten Teil von „Die Ermordung des Commendatore“ erinnern. Mir fiel es wirklich schwierig Zugang zum Werk zu erhalten, da die ganze Erzählung zu verkopft und gezwungen wirkte. Die Leichtigkeit der früheren Werke war hier nicht vorhanden. An das damalige unruhige Gähnen des Publikums ist mir immer noch in Erinnerung.


Trotz dieser Kritik bleibt Murakamis Science-Fiction-Literatur eine faszinierende und einzigartige Annäherung an das Genre. Seine Werke zeigen, dass Science-Fiction mehr sein kann als nur Unterhaltung und dass sie dazu beitragen kann, tiefe philosophische Fragen zu stellen und zu diskutieren. Murakamis Werke sind eine Erinnerung daran, dass Science-Fiction-Literatur ein Genre ist, das sowohl Unterhaltung als auch ernsthafte Reflexionen bieten kann und dass es immer noch Möglichkeiten gibt, neue Ideen und Geschichten innerhalb dieses Genres zu entdecken.


Bücher mit Science-Fiction Elementen von Murakami

  • Der Elefant verschwindet

  • Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt

  • Sputnik Sweetheart

  • Kafka am Strand

  • 1Q84



 
 
 

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