Spätzünder – Schriftsteller, die spät mit dem Schreiben begannen
- Stefan Ohm

- 29. Apr. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Nach meinem Artikel über Wunderkinder, die in frühen Jahren Weltbestseller schreiben, folgt jetzt natürlich der Nachfolgeartikel über Spätzünder. Also über Schriftsteller, die erst im hohen Alter ihre ersten Werke veröffentlichten. Ich schreibe bewusst „veröffentlichten“, da in den vielen Beispielen diese Autoren natürlich früh mit dem Schreiben begannen.
Ein gutes Beispiel, und wahrscheinlich einer der bekanntesten Spätzünder ist Frank McCourt. Der gebürtige New Yorker, einer irischen Einwandererfamilie veröffentlichte seinen autobiographischen Roman "Die Asche meiner Mutter" erst im Alter von 66 Jahren. Das Buch handelt von seiner Kindheit in Irland und wurde ein großer Erfolg. Es gewann zahlreiche Preise, darunter den renommierten Pulitzer-Preis, und wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Später wurde es auch erfolgreich verfilmt.
Der autobiografische Roman erzählt die Geschichte seiner Kindheit in New York und Irland und wurde auf Anhieb zu einem internationalen Bestseller. Das Buch gewann den Pulitzer-Preis und wurde später auch erfolgreich verfilmt. McCourt war zuvor als Lehrer tätig und begann erst nach seiner Pensionierung ernsthaft zu schreiben.
McCourt wuchs in ärmlichen Verhältnissen in New York in einer Einwandererfamilie auf. Als er fünf Jahre alt war, kehrte die Familie nach Irland zurück. Die harten Kindheitserfahrungen in Limerick prägten seine Persönlichkeit und seine Weltsicht, die später in seinem Schreiben zum Ausdruck kamen. Später kehrte McCourt nach New York zurück und unterrichtete viele Jahre lang Englisch und Kreatives Schreiben an verschiedenen Schulen. Es ist möglich, dass diese Erfahrung ihn dazu inspirierte, selbst zu schreiben und seine eigenen Geschichten zu erzählen. McCourt hat in Interviews oft betont, dass er das Schreiben als eine Art Herausforderung betrachtete, um etwas Neues zu beginnen. Nach einem langen Leben als Lehrer wollte er sich neuen Herausforderungen stellen und sich selbst beweisen, dass er auch als Schriftsteller erfolgreich sein kann. Nach seinem Welterfolg schrieb er drei weitere Romane, bevor er im Alter 79 Jahren verstarb.
Harper Lee ist eine weitere bekannte Autorin, die erst spät ihr erstes Werk veröffentlichte. Sie veröffentlichte ihr erstes Buch "Wer die Nachtigall stört" im Alter von 34 Jahren und gewann damit den Pulitzer-Preis. Der Roman ist zu einem Klassiker der amerikanischen Literatur geworden und wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Es dauerte jedoch fast 60 Jahre, bis Lee einen weiteren Roman veröffentlichte. "Gehe hin, stelle einen Wächter" wurde 2015 veröffentlicht, als Lee bereits 89 Jahre alt war. Harper Lee wuchs in Alabama auf. Ihr Vater war Anwalt und Politiker, der sie stark beeinflusste. Lee arbeitete zunächst als Buchhändlerin und Flugbegleiterin, bevor sie beschloss, sich dem Schreiben zu widmen. Sie studierte später Jura, aber brach das Studium ab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Durch die finanzielle Unterstützung eines befreundeten Ehepaars fand sie die Zeit, ihren Debutroman fertigzustellen. Zudem pflegte sie eine enge Freundschaft mit Truman Capote.
Ein weiteres Beispiel für einen Spätzünder ist der japanische Schriftsteller Haruki Murakami. Er veröffentlichte seinen ersten Roman "Wenn der Wind singt" im Alter von 29 Jahren, aber es war erst im Alter von 42 Jahren, als er mit seinem Roman "Naokos Lächeln" zum internationalen Bestsellerautor wurde. Eindrucksvoll schildert Murakami in „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“, wie er mit dem Schreiben begann. Murakami betrieb in den 1970er Jahren einen Jazzclub namens "Peter Cat" in Tokio. Nach seinem Feierabend schlug er sich noch die Nächte um die Ohren, um seine ersten Romane und Geschichten zu schreiben.
Auch die britische Schriftstellerin Penelope Fitzgerald ist ein Beispiel für einen Spätzünder. Sie veröffentlichte ihren ersten Roman "The Golden Child" im Alter von 60 Jahren. Trotz ihres späten Karrierebeginns gewann sie zahlreiche Preise, darunter den renommierten Booker Prize für ihren Roman "Offshore". Fitzgerald wurde oft für ihren ungewöhnlichen Schreibstil und ihre scharfsinnigen Beobachtungen des menschlichen Verhaltens gelobt.
Ein letztes Beispiel ist der amerikanische Schriftsteller Charles Bukowski, der sein erstes Buch "Flower, Fist, and Bestial Wail" im Alter von 49 Jahren veröffentlichte. Erst mit seinem Roman "Der Mann mit der Ledertasche", der zwei Jahre später erschien, wurde er einem breiten Publikum bekannt. Bukowski schrieb Unkonventionelle und seine Geschichten betrachteten Charaktere, die am Rande der Gesellschaft leben.
Diese Schriftstellerinnen und Schriftsteller zeigen, dass es nie zu spät ist, um mit dem Schreiben zu beginnen oder um zu einem großen Bestsellerautor zu werden. Oft haben sie in ihrem Leben viele Erfahrungen gesammelt und diese Erfahrungen in ihren Büchern verarbeitet. Ihre Geschichten sind oft reich an Details und scharfsinnigen Beobachtungen und haben ein tiefes Verständnis für das menschliche Verhalten. Viele von ihnen haben jahrelang hart gearbeitet und viele Rückschläge und Ablehnungen erfahren, bevor sie schließlich zu Bestsellerautoren wurden.
Das zeigt, dass der Erfolg im Schreiben oft eine Kombination aus Talent, harten Arbeit und Ausdauer ist. Auch wenn es nie zu spät ist, mit dem Schreiben zu beginnen, ist es wichtig zu bedenken, dass es ein langer Weg sein kann, bis man die Welt mit seinen Geschichten begeistert. Manchmal braucht es auch eine Portion Glück, um den Durchbruch zu schaffen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass das Alter keine Rolle spielt, wenn es um die Qualität eines Buches geht. Ein Buch kann genauso fesselnd und bewegend sein, unabhängig davon, ob der Autor 20 oder 70 Jahre alt ist.




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